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Commite jeden tag, oder wirf es weg – Lebe Agilität jeden Tag

2.9.2009 | 4 Minuten Lesezeit

Eines der größeren Proleme in agilen Softwareentwicklungsteams ist der Aufwand. Natürlich, denn Aufwand ist Geld, und da wir alle gerne Geld haben, wollen wir auch möglichst wenig Aufwand. In Planungsmeetings wird aber oft vereinfachend mit Aufwand umgegangen „oh das ist eine Woche Aufwand“. Wie kann denn aber diese eine Woche umgesetzt werden, wenn man es nicht schafft die Aufgaben für die 5 Tage zu definieren?

Zur Lösung des Problems schlage ich eine radikale Strategie vor: Werft am Ende eines Tages alles unfertige weg!

Wie kann das nun hilfreich sein? Nun, ich glaube daran daß jede Aufgabe innerhalb eines Tages erledigt werden kann. Agile Prozesse sorgen zwar dafür, daß Aufgaben klein sind, aber keiner beschränkt eine Aufgabe auf maximal einen Tag. Da das Wegwerfen von geleisteter Arbeit an einem Tag schmerzlich ist, führt dieser Ansatz dazu am Ende des Tages etwas fertig zu haben. Die Gründe dafür warum eine Aufgabe länger als einen Tag dauern kann sind im wesentlichen:

Die Aufgabe ist viel zu groß

Wie offensichtlich, und dennoch widersprüchlich zu meiner Aussage. Aber wenn man mal genauer hinsieht geht es doch im Wesentlichen nur darum die Granularität von Aufgaben richtig zu gestalten. Wenn eine Aufgabe zu groß ist, sollte man das bisher Erledigte wegwerfen und die Aufgabe zerlegen. Die Arbeit ist nicht verschwendet, gewann man doch viel Wissen über die Aufgabe und die Gründe warum sie länger als einen Tag dauert. Es gibt immer eine Teilaufgabe die sich an einem Tag erledigen lässt!

Der Fortschritt an der Aufgabe wird durch Andere verhindert

Nehmt eine andere Aufgabe und wartet nicht einfach ab. Das Hindernis wird frühestens am nächsten Tag diskutiert und ist auch frühestens am folgenden Tag erledigt. Bis dahin könnten mindestens 2 weitere Aufgaben erledigt sein. Außerdem lässt sich selbst bei blockierten Aufgaben immer noch eine Teilaufgabe finden die man noch bis zum Ende des Tages erledigt haben kann.

Eine total einfache Aufgabe dauert viel zu lang

Kann eigentlich nicht sein, ist aber häufig so. Dies ist auch das häufigste Anzeichen dafür, daß man sich verrennt. Es ist besser einfach das Angefangene wegzuwerfen und am nächsten Tag mit einer besseren Lösung zu beginnen. Ich weiß daß jetzt viele denken mögen: „oh jeh, die Kosten“, aber ich weiß auch daß mir viele Entwickler zustimmen, denn nach dem Wegwerfen von Code entstehen fast immer bessere und aber auch in Summe günstigere Lösungen.

Ist das nun alles einfach nur Zeitverschwendung? NEIN. Es geht darum zu lernen! Es ist wichtig handhabbare Aufgaben zu erstellen. Realistische Aufwandsschätzungen sind nur möglich wenn die Aufgabe kleiner als ein Tag ist. Natürlich sind das dann mehr Aufgaben, aber sie sind genauer und somit das Endresultat der Schätzung, aber auch der Arbeit selbst, bessser. Eine anfänglich höhere Rate von „Verschwendung“ reduziert sich schnell, da niemand Arbeit wegwerfen will. Das Bewusstsein für die Aufgaben und ihren Wert steigt. Am Ende lässt sich diese „oh eine Woche“ Aufgabe in 3 Tagesaufgaben zerlegen.

Es gibt sogar noch weitere Aspekte an dieser Philosophie. Durch das häufigere commiten von Code oder dem Wegwerfen von unfertigem Code am Ende des Tages findet echte „continous integration“ statt. Jeden Morgen können Entwickler auf einem konsitenten vollständigen und funktionierendem Stand arbeiten. Codemerges werden einfacher und Konflikte selten. Auch wird Duplikation reduziert, da ein Entwickler nicht mehr das machen muss was ein anderer tags zuvor tat. Neben den technischen Vorteilen kann man am Ende des Tages den Kopf einfach frei machen und sich entspannen, ohne Sorge zu haben daß etwas noch nicht fertig ist und man sich am nächsten Tag noch an alles erinnern muss.

Warum nicht?

Das häufigst genannate Gegenargument ist daß es bei vielen komplexen schwierigen Aufgaben einfach nicht möglich ist sie in Tagesaufgaben zu zerlegen. Dies kann aber nicht wahr sein, denn es muss einen Anfangspunkt geben, und nach 4 Stunden arbeit muss man weiter sein. Schon nach 10 Minuten hat man etwas gemacht. Etwas, was man als Einzelaufgabe hätte aufschreiben können. Eine nicht zerlegbare 2Wochenaufgabe muss sich immer in 10 Tagesaufgaben zerlegen lassen. Es geht darum, daß nicht der Entwickler vor der 2 Wochenaufgabe sitzt und sich fragt „Wo fang ich nur an?  Wie soll ich das machen?“, sondern daß alle involvierten Personen sich daran beteiligen können. Und es gibt die ersten Ergebnisse schon am nächsten Tag. Und da Tagesaufgaben tendenziell einfacher sind können auch unerfahrenen Teammitglieder besser einbezogen werden.

Dieser Artikel wurde an 4 Tagen geschrieben. Am ersten verfasst, am zweiten rezensiert, am dritten übersetzt und am vierten veröffentlicht. So war am Ende jeden Tages etwas fertig.

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