Die Entwicklungen der letzten Jahre bringen für Beschäftigte und Organisationen viele Veränderungen. Unser Sicherheits- und Werteverständnis, aber auch die Art, wie wir arbeiten, haben sich verändert. Diese Veränderungen sind im Personalbereich deutlich spürbar. Personalarbeit bedeutet in Zeiten eines Arbeitnehmer*innenmarkts vor allem Druck, um einerseits möglichst schnell passende Mitarbeiter*innen von morgen zu finden und zu binden und andererseits, um die bestehenden Mitarbeiter*innen bestmöglich zu betreuen. Dafür müssen Personalabteilungen Rahmenbedingungen für die Zukunft gestalten. Dies setzt Wissen über Marktentwicklungen und Trends voraus.
Die Frage nach der Zukunft der Arbeit beschäftigt Personaler*innen weltweit. Viele Personalexpert*innen sind sich einig, dass insbesondere folgende Trends die Personalarbeit von morgen besonders stark prägen werden:
Vertrauen als Grundstein in der Führung
Vertrauen ist einer der wichtigsten Werte bei codecentric. Das, was für uns selbstverständlich ist, ist noch für viele Unternehmen Wunschdenken.
Besonders Unternehmen mit vielen Kontrollmechanismen sehen sich durch mobiles Arbeiten mit Kontrollverlust und Ergebnisdruck konfrontiert. Das Schaffen und Aufrechterhalten einer vertrauensvollen Kultur ist für den Erfolg der Unternehmen in der Zukunft entscheidender denn je. Führungskräfte müssen lernen, ihren Mitarbeitenden Freiheiten und Gestaltungsspielraum einzuräumen und sie enablen, diese Freiheit richtig zu nutzen. Die zukünftige Führung geht weg von der klassischen Managementrolle und entwickelt sich hin zu einer Coachingrolle.
Die Führungskräfte entsprechend zu schulen und auf Veränderungen vorzubereiten, stellt eine wichtige Aufgabe für Personalfachleute dar. Damit dies gelingt, bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit dem Management und dem Mandat der Geschäftsleitung.
Automatisierung schafft Platz für Menschlichkeit
Was nach einem Widerspruch klingt, ist in Wirklichkeit logisch. Je besser unsere Personalabteilungen notwendige Tools beherrschen und sich Automatisierung zu Nutze machen, desto mehr Zeit gewinnen sie, um mit den Mitarbeitenden zu interagieren und sich um ihre Belange zu kümmern.
In den kommenden Jahren werden viele Prozesse, die früher von Menschen ausgeübt wurden, automatisiert. Analytische Prozesse werden zunehmend von KI durchgeführt. Die Zunahme der Automatisierung geht mit der Reduktion menschlicher Interaktion einher. Menschlichkeit, Empathie und soziale Intelligenz stellen in der Zukunft knappe Güter dar und werden somit gefragter sein denn je. Somit müssen die Personaler*innen in der Zukunft sich sowohl mit der Technik auskennen als auch sehr gute soziale Kompetenzen besitzen.
Datenbasierte Entscheidungen
People Business hat viele emotionale Komponenten. Nicht alle Entscheidungen lassen sich analysieren, nicht alle Reaktionen logisch erklären. Laut einer Studie von LinkedIn verlassen sich nur ca. 35 % der HR-Führungskräfte bei der Entscheidungsfindung auf Daten und Metriken. Jedoch verfügen wir heute schon über beachtliche Datenmengen, können wichtige Zahlen erheben und analysieren, die das Vorgehen "nach Bauchgefühl" sinnvoll ergänzen und Objektivität sichern. Sich mit der Erhebung und richtigen Auswertung wichtiger Daten vertraut zu machen und diese in die Entscheidungen einfließen zu lassen, bildet einen weiteren Trend der zukünftigen Personalarbeit. Somit lassen sich Prognosen zuverlässiger gestalten. Auch hilft eine datengetriebene Denkweise, den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Arbeitskräften, Qualifikationslücken, die Vielfalt am Arbeitsplatz zu bewerten. KI-gesteuerte Technologien und Automatisierungswerkzeuge beschleunigen und unterstützen Personalprozesse in vielen Bereichen.
Wohlbefinden
Die Veränderungen der letzten Jahre lösen bei vielen Menschen Stress aus. Steigende Komplexität und Nicht-Vorhersehbarkeit der Weltereignisse sorgen dafür, dass stressbedingte Symptome wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Depressionen etc. immer mehr Arbeitnehmer*innen betreffen. Auf diese Rücksicht zu nehmen und Lösungen zu finden, wird in der Zukunft immer mehr zur Personalaufgabe. Für Themen wie Work-Life-Balance sowie Stress- und Gesundheitsmanagement müssen die Personalabteilungen mit Unterstützung externer Partner*innen Angebote schaffen. Darüber hinaus wird es Aufgabe der Personalverantwortlichen sein, das Arbeitsumfeld inklusiv zu gestalten. Um alle im Unternehmen anzusprechen, wird es wichtig, einen inklusiven und ganzheitlichen Ansatz zu wählen und diesen kontinuierlich zu verfolgen.
Flexible Arbeitsmodelle
Homeoffice ist schon längst nicht mehr nur ein pandemiebedingtes Phänomen, sondern wird zum festen Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Der neue "Blended Workforce", der als Konsequenz entstanden ist, umfasst Mitarbeiter*innen, die sowohl remote als auch vor Ort sind. Eine Kultur des hybriden Arbeitens erfordert Betreuung, Coaching und Unterstützung von Mitarbeitenden.
Die lange Zeit des Remote-Arbeitens hat teilweise für den Verlust sozialer Interaktionen gesorgt. Die Herausforderung bleibt, unser Arbeitsmodell weiter so zu justieren, dass die Balance zwischen persönlichem Gestaltungsraum, Verfügbarkeit für Projekt/Kunde und Herausbilden eines starken Wir-Gefühls gewahrt bleibt.
Employer-Branding
Der Fachkräftemangel wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, sodass sich die Unternehmen mehr denn je als attraktive Arbeitgeber*innen positionieren müssen. Denn die Arbeitnehmer*innen können gezielt und bewusst aus unterschiedlichen Angeboten wählen und sie sind sich bewusst darüber, was ihnen wichtig ist.
Je klarer ein Unternehmen sich positioniert und die Wünsche der Bewerber*innen berücksichtigt, desto höher ist die Chance, die Interessent*innen zu erreichen und für sich zu gewinnen. Mitarbeitende als Jobbotschafter*innen überzeugen die Bewerber*innen am besten, denn persönlicher und authentischer als im als Gespräch mit den Fachkolleg*innen kann die Candidate Experience von Bewerber*innen kaum starten.
Gleichzeitig ist Retention eines der wichtigsten Schlagwörter der heutigen Zeit geworden. Eine der zentralen Fragen in den nächsten Jahren wird die nach der Mitarbeiterbindung sein. Herauszufinden gilt, wo die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in unterschiedlichen Lebensphasen liegen, was sie als sinnstiftend empfinden und was die Leute wirklich beschäftigt, um entsprechende Angebote zu gestalten.
Fazit: Personaltrends
Das neue Jahr bringt für die Personalabteilungen die Herausforderung, die Personalarbeit neu zu denken und Unternehmen bei dem anstehenden organisatorischen Wandel voranzutreiben, besonders weil die beschriebenen Trends Auswirkungen auf alle Mitarbeitenden eines Unternehmens haben. Einige der Trends werden über Jahrzehnte relevant bleiben und uns lange begleiten, daher ist eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Personalabteilungen und dem Management entscheidend, um entsprechende Angebote zu gestalten und Veränderungen nachhaltig zu etablieren.
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von Olga Spivak
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Blog-Autor*in
Olga Spivak
Head of Recruiting & Employer Branding
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