Das Terminal ist ein wesentlicher Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Unzählige Male am Tag tippe ich dort Kommandos für die verschiedensten Zwecke ein. Dabei nervt es mich aber grundsätzlich, dass das Standardterminal sich meistens hinter anderen Fenstern versteckt und ich es immer wieder zwischen all den anderen offenen Applikationen suchen muss. Schöner wäre es doch, wenn das Terminal sich immer an der gleichen Stelle befindet und sich – ohne großen Aufwand – jederzeit und unkompliziert anzeigen lassen würde.
Aus diesem Grund bin ich bereits seit sehr langer Zeit ein Freund des sogenannten Quake Terminals bzw. der Quake-Konsole. Einigen wird der Begriff sicherlich bekannt sein. Für alle anderen hier eine kurze Erläuterung:
Das Quake Terminal hat seinen Namen durch das aus den 1990er Jahren stammende Computerspiel Quake erlangt. Dort konnte man, während man gespielt hat, durch einen Tastendruck ein Terminal aufrufen, das sich vom oberen Bildschirmrand in den Sichtbereich des Bildschirms geschoben hat. Anschließend konnte man dann die gewünschten Befehle absetzen und das Terminal mit dem gleichen Tastendruck wieder aus dem Bildschirm herausbefördern. Dieses Prinzip wurde in der Folge dann von vielen anderen Spielern adaptiert. Im Prinzip kann man sich das wie eine Fensterjalousie vorstellen.
Dies war bereits damals eine gute Idee und hat sich bei mir für meine tägliche Arbeit durchgesetzt. Da ich zuletzt gefragt wurde, wie man ein solches Terminal einrichtet, möchte ich im Zuge dieses Posts das Vorgehen Schritt für Schritt erläutern.
Da ich primär mit macOS als Betriebssystem arbeite, wird mein Fokus darauf liegen, wie die Konfiguration dort funktioniert. Trotzdem gibt es aber auch für Linux und Windows erprobte Alternativen, die ich am Ende des Blogposts kurz vorstelle.
(Ich nutze aktuell macOS Ventura 13.2.1. Unter Umständen können sich manche Einstellungen bei anderen Versionen an anderer Stelle verstecken.)
Vorbereitungen
Damit wir mit der Konfiguration beginnen können, benötigen wir für unseren Fall die kostenlose Applikation iTerm2. Dabei handelt es sich um einen Ersatz für das Standardterminal auf dem Mac, das viele und mächtige Features bietet, die weit über meinen Blog hinausgehen.
Wir können iTerm2 entweder direkt von der Herstellerwebsite oder über einen Paketmanager wie zum Beispiel Homebrew mit brew install --cask iterm2
herunterladen und installieren.
Egal für welchen Weg wir uns entscheiden: Nach einem kurzen Augenblick sollte die Applikation heruntergeladen und entweder manuell oder automatisch installiert worden sein.
Wenn wir iTerm2 anschließend das erste Mal öffnen, stellen wir enttäuscht fest, dass dieses Terminal genauso langweilig aussieht wie das Alte. Aber ich kann versprechen, dass sich das im Laufe dieses Artikels ändert!
Konfiguration
Im Folgenden erläutere ich die Schritte, die notwendig sind, um ein Quake Terminal zu erzeugen. Die Reihenfolge, mit welcher die Schritte ausgeführt werden, spielt dabei prinzipiell keine Rolle. Sehr wahrscheinlich entdeckst du auch Einstellungen, die ich selber für mein Terminal nicht nutze – da gilt es dann einfach auszuprobieren!
Startup
Damit unser neues Terminal nach dem Starten unseres Macs immer sofort zur Verfügung steht, empfehle ich iTerm2 in den Systemeinstellungen dem Autostart hinzuzufügen. Dafür gehen wir in die Systemeinstellungen und suchen den Unterpunkt „Login Items“ (In der deutschen Version sollte man diese Einstellungen unter „Anmeldeobjekte“ finden). Dort kann iTerm (Die Applikation findet man nur ohne die 2 im Namen!) dann dem Autostart hinzugefügt werden. An dieser Stelle wird man üblicherweise gebeten, diesen Schritt mit einer Freigabe zu bestätigen, damit das Recht für den Autostart erteilt werden kann.
iTerm2
Falls noch nicht geschehen, können wir iTerm2 nun starten. In die Einstellungen gelangen wir entweder über das Menü am oberen Bildschirmrand (iTerm2 > Preferences) oder mit der Tastenkombination Command + ","
. Es ergibt Sinn, sich diese Kombination zu merken, da wir das Menü bei meiner Konfiguration ausblenden werden.
Die ersten Einstellungen, die wir vornehmen, finden wir unter „Window“ im Profile-Tab. Dort wählen wir für „Style“ die Einstellung „Full-Width Top of Screen“. Dies setzt unsere Konsole an den oberen Bildschirmrand und zeigt sie über die komplette Breite des Bildschirms an. Darunter setzen wir für „Screen“ den Wert „Screen with Cursor“. Das führt dazu, dass das Terminal immer auf dem Bildschirm geöffnet wird, auf welchem sich zu diesem Zeitpunkt unser Mauszeiger befindet.
Zusätzlich setze ich den Wert für „Rows“ auf 35, da ich gerne etwas mehr Zeilen des Terminals initial auf dem Bildschirm sehen möchte. Mit dieser Zahl kann später ruhig ein wenig herumgespielt werden, bis man den für sich persönlich angenehmsten Wert gefunden hat (Alternativ kann man das Terminal später auch per Drag&Drop größer ziehen).
Ebenfalls unter Profiles – jedoch im Untertab „Keys“ – legen wir nun fest, mit welcher Tastenkombination wir das Terminal öffnen möchten. Ich empfehle hier Option + Leertaste
.
Zusätzlich erlauben wir dem Terminal mit „Floating Window“ sich über andere Fenster zu legen. Wir setzen einen Haken bei „A hotkey opens a dedicated windows with this profile“. Anschließend können wir den Hotkey im geöffneten Unterfenster nach Bedarf setzen.
Auch an dieser Stelle öffnet sich wieder ein Dialog aus dem Betriebssystem, der um Freigabe bittet, damit die Tastenkombination global zur Verfügung steht.
Als Letztes setzen wir unter Appearance > General einen Haken bei „exclude iterm2 from the Dock and application switcher“. Dies sorgt dafür, dass wir iTerm2 weder am unteren Bildschirmrand im Dock noch im Application-Switcher (Command + Tab
) angezeigt bekommen.
Testlauf
Nach dem Schließen der Optionen sollte man iTerm2 einmal schließen und dann erneut starten, damit alle alten Einstellungen verschwunden sind. Anschließend können wir unser neues Terminal mit unserer festgelegten Tastenkombination öffnen.
Unser neues Terminal sollte sich vom oberen Bildschirmrand in das Sichtfeld schieben – unabhängig davon, ob wir nur vereinzelte Fenster geöffnet haben oder eine andere Applikation im Vollbildmodus nutzen.
Weitere Einstellungen
Unser Terminal sieht bis jetzt ja schon ganz gut aus – aber wirkt trotzdem noch ein wenig trostlos in Schwarz und Weiß. Um dies zu ändern, gibt es noch zwei weitere Einstellungen, die ich gerne nutze.
Zuerst öffnen wir dafür wieder die Einstellungen von iTerm2 mit Command + ","
. Unter Profiles im Subtab „Window“ können wir mit dem Wert für Transparency ein wenig herumspielen. Ein leichter Transparenzeffekt bringt dabei zwei Vorteile. Erstens kann ich trotz geöffnet Konsole noch problemlos sehen, was sich hinter der Konsole befindet. Zweitens kommt das schöne Wallpaper weiterhin zur Geltung.
Unter Profiles > Colours können wir unserem Terminal auch farblich einen kleinen Anstrich verpassen, sodass es nicht nur aus weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund besteht. Mann kann zwar auch selber Farben konfigurieren – ich bevorzuge aber vordefinierte Farbschemas. Eine große Menge an voreingestellten Schemas findet man bei iterm2colourschemes.com.
Nach der Auswahl eines Schemas (in meinem Fall habe ich mich für „Snazzy“ entschieden) kann man die heruntergeladene .itermcolors-Datei in iTerm2 importieren. Und schon sollte das Terminal zum Beispiel nach einem „ls -l“ in der Konsole etwas farbenfroher sein. Sollte dies nicht der Fall sein, kann das an zwei Einstellungen liegen.
Zum einen sollte der „minimum contrast“ nicht auf 100 % stehen, da sonst grundsätzlich nur Schwarz und Weiß angezeigt wird. Sollte dies noch immer nicht geholfen haben, finden wir in unserem root-Verzeichnis die versteckte Datei „.zshrc“. Diese öffnen wir und fügen folgende Zeilen hinzu:
export CLICOLOR=1
export TERM=xterm-256color
Diese Anpassungen führen wir mit source ~/.zshrc
auf unserer neuen Konsole aus.
Spätestens jetzt sollte unsere Konsole die von uns gewünschte Farbkombination übernommen haben.
Und voilá – unser neues Terminal in seiner vollen Pracht.
Und noch ein kleiner Tipp: Mit Command + "T"
kann man in unserem Terminal ganz leicht neue Tabs hinzufügen, sodass man bei Bedarf mehrere Terminals nebeneinander zur Verfügung hat. In unserem Fall sieht man dies am oberen Bildschirmrand. Wenn man nun mit der Maus einen Tab per Drag&Drop bewegt, kann man die Anordnung beliebig anpassen.
Zur Verdeutlichung habe ich hier ein kurzes Video bereitgestellt:
Alternativen
Wie zu Beginn erwähnt, gibt es für andere Betriebssysteme ebenfalls Lösungen, um eine Quake-Konsole erstellen zu können.
Für Windows gibt es conEmu. Der Hersteller der Applikation stellt auf seiner Website eine Anleitung bereit, wie man die Konsole einrichtet.
Für Linux gibt es Guake – mit „G“. Dies kann man auf der Webpage herunterladen. Dort findet man ebenfalls Informationen zur Einrichtung.
Fazit
Am Ende des Tages muss man natürlich festhalten, dass es sich mit der Quake Konsole – wie auch im Titel erwähnt – zu einem großen Teil um schöner Arbeiten handelt. Es bringt eine kleine Zeitersparnis mit sich – doch zu einem besseren Entwickler werden wir damit nicht. Jedoch sind es manchmal Kleinigkeiten, die einem die Arbeit versüßen können – und wenn man ein gutes Gefühl hat, macht alles mehr Spaß. Wenn man bedenkt, dass ein Terminal prinzipiell ein zeitloses Entwicklerwerkzeug ist, das wir Tag für Tag verwenden, ist es meiner Meinung nach schön, wenn wir es so nutzen und aussehen lassen können, wie es uns am besten gefällt.
Ich bedanke mich für dein Interesse und ich hoffe, dass ich dir mit diesem kleinen Blogartikel ein wenig Inspiration bieten konnte. Und vielleicht hast du ja auch Fragen, Anregungen oder kennst ein anderes Tool? Dann würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.
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von Pasquale Brunelli
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Blog-Autor*in
Pasquale Brunelli
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