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PRISM – Liest die NSA unsere E-Mails?

27.7.2013 | 3 Minuten Lesezeit

Nachdem sich in den Nachrichten mal wieder ein Politiker aufgeregt hat, dass die NSA alle unsere E-Mails liest, möchte ich diese Aussage mal ein wenig mit Zahlen hinterlegen und aus „Big Data“ Gesichtspunkten beleuchten.

Laut Washington Post sind es ja nicht nur E-Mails, die PRISM analysiert, sondern auch Daten von Facebook  oder Skype – ich möchte aber einfach mal bei den E-Mails bleiben.

Fangen wir damit an, wie viele E-Mails pro Tag geschrieben werden. Laut der Welt sind es weltweit 145 Milliarden E-Mails pro Tag.

Auf die Gefahr hin, dass Politiker oder andere Menschen wirklich glauben, dass diese E-Mails gelesen werden, die erste kurze Herleitung:

Würde ein NSA Mitarbeiter wirklich jede E-Mail lesen und dafür im Schnitt  1 Minute benötigen, dann wären das 145 Milliarden Minuten pro Tag für das Lesen der Mails. Bei 8 Stunden Arbeitszeit würde die NSA dann 300 Millionen Mitarbeiter benötigen – also praktisch jeden Amerikaner im arbeitsfähigen Alter. Übrigens unter der Annahmen, dass jeder Amerikaner dann auch jede Sprache dieses Planeten sprechen kann und 7 Tage die Woche ohne Urlaub und Krankheit arbeitet. Denke, dass wir somit schon mal ausschließen können, dass unsere Mails wirklich immer von einem Menschen gelesen werden.

Gut, dann stellt sich doch eher die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass meine Mail von einem Mitarbeiter der NSA gelesen wird. Gehen wir mal davon aus, dass die NSA jede E-Mail abfängt und analysieren kann. Wenn es darum geht, Terroranschläge zu vermeiden, dann wird man über Natural Language Processing Algorithmen versuchen semantisch zu erkennen, ob es sich um „kritische“ Informationen handelt. Ist dies der Fall, wird man diese E-Mail aussortieren und dann einem Mitarbeiter zuführen, der diese dann noch mal analysiert und ggf. Maßnahmen einleitet. Automatisieren kann man diesen Vorgang nicht.

Laut Wikipedia hat die NSA ca. 40.000 Mitarbeiter. PRISM wird nicht die einzige Aufgabe sein, mit der sich die NSA beschäftigt, deshalb treffe ich die Annahme, dass max 10% (wahrscheinlich viel zu hoch) sich mit dem lesen und beurteilen von E-Mails beschäftigen. Durch Urlaub, Krankheit und Wochenenden arbeitet man ca. 60% der verfügbaren Tage. Da der Vorgang nicht wirklich einfach ist, wegen unterschiedlicher Sprachen und wahrscheinlich auch dem Heranziehen von weiteren Informationen zu dem betroffenen User (Facebook, etc), wird ein manueller Beurteilungsvorgang ca. 15 Minuten dauern, so dass ein Mitarbeiter 32 Vorgänge am Tag bearbeiten kann. Sprich die 4.000 Mitarbeiter der NSA könnten somit 76.800 E-Mails am Tag auswerten (unter Berücksichtigung der 60% Arbeitstage). Dies entspricht 0,0000529% des tägliche E-Mail Volumens. Die Wahrscheinlichkeit ist also in etwa so wie einen 5er im Lotto zu erwischen (0,0000429%).

Die Wahrscheinlichkeit einen 5er im Lotto ist in etwas so hoch wie die Chance, dass meine E-Mail von der NSA gelesen wird.

Also selbst wenn die NSA 10% Ihrer Mitarbeiter für das Bearbeiten von kritischen E-Mails abstellen würde, müsste man die Algorithmen für das Erkennen von terroristischen Absichten schon sehr optimieren, um die Flut der Daten noch verarbeiten zu können. Wenn man jetzt noch Facebook, Twitter, Blogs, Skype und Telefongespräche dazu nimmt, dann kann man sich annähernd vorstellen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass man als normaler Bürger von PRISM wirklich in seiner Privatsphäre verletzt wird.

Stimmt es dann auch noch, dass auf Basis von PRISM Terroranschläge vereitelt wurden – beispielsweise auch die Sauerland Gruppe in Deutschland überführt wurde, dann sollte man die aktuelle Diskussion wirklich differenzierter sehen. Um auch hier ein paar statistische Zahlen zu bringen. Hätte die Bombe der Sauerland Gruppe in Deutschland 50 Menschen getötet, dann hätte die Wahrscheinlichkeit, dass es mich oder ein Familienmitglied getroffen hätte bei 0,0000833% pro Person gelegen.

Statistisch gesehen ist es also wahrscheinlicher, dass ich von einem Terroristen getötet werde als das meine E-Mail von der NSA gelesen wird.

Big Data hat viel mit großen Zahlen und Statistik zu tun – wäre schon, wenn man als Bürger auch die Möglichkeit hätte auf dieser Faktenlage zu entscheiden und sich einer Meinung zu bilden.

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