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Cloud FinOps

26.10.2023 | 5 Minuten Lesezeit

Cloud FinOps bietet einen etablierten Prozess, um Kosten für den Cloudbetrieb zu reduzieren (s. auch diesen Artikel). Zu diesem Zweck bietet es ein etabliertes Cloud-unabhängiges Vorgehen, das eine Organisation schrittweise aufgreifen kann. Das Tooling ist vorhanden, nutzt Daten aus den Cloud-Accounts und hilft im täglichen Geschäft.

FinOps vs. DevOps

Der Begriff FinOps hat in erster Näherung eine Verbindung zum DevOps-Begriff. Bei DevOps geht es um die stärkere Zusammenarbeit der Development- und Operations-Abteilungen entlang der Wertschöpfungskette über Abteilungsgrenzen hinweg. Es ist wichtig zu beachten, dass FinOps nicht nur eine technische Initiative ist, sondern auch eine organisatorische und kulturelle Veränderung erfordert, um den Fokus auf Kosten und Wirtschaftlichkeit in der gesamten Organisation zu fördern. Dies kann die Implementierung von Tools und Prozessen, die Schulung von Teams und die Schaffung einer finanziellen Transparenz umfassen.

Cloud-Kosten im Blick behalten

Bei FinOps geht es um den Blick auf die Kosten der Cloud-Ressourcen durch alle Beteiligten. In vielen Organisationen, die wir begleitet haben, können Ressourcen bezogen werden, jedoch sind die Kosten für die tägliche Arbeit nicht transparent und im Normalfall nicht für die Optimierung handhabbar. Bei der Entwicklung einer Funktionalität ist es damit nicht möglich, die Kosten zu sehen, wodurch diese Metrik nicht optimiert wird. Im Resultat steigen die Cloud-Kosten, im schlimmsten Fall ohne eine Erhöhung der Wertschöpfung.

In der On-Premises-Welt ist die Kostenerhebung und -verrechnung ein etablierter Prozess. Vereinfacht gesprochen wird der Bedarf nach Hardware und Infrastruktur für die nächsten Jahre geschätzt und darauf basierend angeschafft. In der On-Premises-Umgebung erfolgt die Kostenverwaltung durch Schätzungen und Anschaffungen von Hardware mit definierten Lebenszyklen. Die monatlichen Kosten werden nach einem festen Schlüssel auf die genutzten Applikationen verteilt, was eine transparente und kontrollierte Ressourcenverwaltung ermöglicht.

FinOps einführen

Machen wir doch einfach FinOps! Ein gelebter Wandel ist nicht mit einem großen Sprung vollzogen, daher bietet das FinOps-Vorgehen die Phasen des „crawl“, „walk“ und „run“ an, um den organisatorischen Fortschritt darzustellen. Am Anfang finden noch viele Dinge manuell statt und werden weiter optimiert und, wenn möglich, automatisiert, um eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen. Wichtig ist hierbei, im Laufe des Prozesses die Unit Economics in den Fokus zu holen. Wie viel kostet es, einen Artikel in den Warenkorb zu legen, oder wie teuer sind die Cloud-Ressourcen pro Kunde? Die Idee ist, diejenigen Kosten zu identifizieren, die nicht zur Wertschöpfung beitragen, um sie gezielt zu reduzieren, während gleichzeitig diejenigen Ausgaben, die das Geschäft vorantreiben, bewusst akzeptiert werden. Dies ermöglicht eine optimierte und zielgerichtete Kostenkontrolle in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.

Kein Blindflug

Durch FinOps sollen nicht blind Kosten gespart werden. Wir beziehen die Cloud-Kosten auf Metriken, die den Geschäftserfolg darstellen. Mehr Bestellungen in einem Online-Shop sorgen für höhere Cloud-Kosten, jedoch ist dies gewollt. Wir wollen nur die unnötigen Kosten sichtbar machen und reduzieren.

Wie ist unser erprobtes Vorgehen?

Wir arbeiten in einem Framework, das im ersten Schritt eine kurze Vorarbeit benötigt, in der die Rahmenbedingungen wie Stakeholder und Verantwortungen abgestimmt werden. Das Framework bietet viele Aspekte, wobei wir einen Start wählen, der schnell erste Einsparungen erlaubt.

Bevor wir optimieren können, müssen wir den aktuellen Zustand erfassen können. Hier liegt die Arbeit darin, das aktuelle Account- und Tagging-Modell zu verstehen und bei Bedarf zu optimieren. Die Aufgaben und Wünsche aller Beteiligten müssen über Tags und Accounts darstellbar sein, um darüber Auswertungen zu ermöglichen.

Es bietet sich an, wenn man auf der grünen Wiese startet, das Tagging und die Account-Struktur von Anfang an zu planen und umzusetzen. Bei vorhandener Infrastruktur ist es möglich, mit einem Pilotprojekt zu starten, um die ersten Erfahrungen in der Organisation zu machen. Ein großer Vorteil für Unternehmen, die auf Aspekte des Platform Engineering setzen, da die benötigten Anpassungen mit weniger Aufwand in der Breite umgesetzt werden können. Technisch ist es z. B. über Terraform oder Crossplane möglich.

Jeder Cloud Service Provider verfügt über eigene Billing-Komponenten, die eine Auswertung der Kosten ermöglichen und Vorschläge zur Kostenreduktion bieten. Nachdem die Tagging-Strategie umgesetzt ist, werden diese Auswertungen hilfreich. Ein erstes Arbeiten ist damit möglich, um die Sparpotenziale zu erkennen. Sehr gute Ergebnisse erzielen wir bei der Verwendung von FinOps-Tools, die direkt mit den Umgebungen arbeiten. Über diesen Weg werden viele Möglichkeiten der Kosteneinsparung aufgezeigt, die übernommen werden können. Ein Begriff, der an dieser Stelle oft genannt wird, ist „Rightsizing“ und bedeutet, dass Services in einer genau passenden Größe verwendet werden. Um ein Gefühl dafür zu geben, wie es in der Praxis aussehen könnte: Zu große Compute-Instanzen fallen dabei auf.

An dieser Stelle wird das Show-Back und Charge-Back für die Beteiligten relevant. Show-Back bedeutet, dass Kosten der Entstehung zugeordnet werden können. Mit diesem Schritt ist es jedem Team möglich, in Echtzeit auf die Kosten zu schauen und Auswirkungen der eigenen Arbeit zu sehen. Bei dem sogenannten Charge-Back handelt es sich um die Verrechnung der entstehenden Kosten auf die gewünschten Organisationseinheiten. Ein wichtiger Knackpunkt ist hierbei die Verteilung von verteilten Kosten, die durch ein optimales Tagging- und Account-Modell möglich gemacht werden.

FinOps-Tools sind derzeit im Trend und bieten immer mehr Funktionen zur Berichterstattung über Umweltaspekte wie Green IT und CO₂-Emissionen. Diese Tools sind nicht mehr nur auf die Kostenverwaltung beschränkt, sondern können auch umweltbezogene Metriken liefern. Dies ist im Einklang mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der IT-Branche.

Nach diesen ersten Schritten ist es ein individueller Weg, welche Aspekte auf dem Framework als Nächstes in den Fokus genommen werden. Wichtig ist es, den Aspekt in die Breite zu tragen und zu verankern: Aufbau eines FinOps-Teams, Aufnahme in Development Guidelines, OKR-Ziele usw. Es bietet sich an, kreativ zu sein und auch mal unkonventionelle Ideen auszuprobieren. Warum nicht einen Wettbewerb ausrufen, welches Team die größten prozentualen Einsparungen vornehmen kann?

Ausblick

Dieser Artikel lieferte einen ersten Einblick in das Thema und gibt ein Gefühl für das Vorgehen. Im nächsten Artikel verknüpfen wir die Kosteneinsparungen mit einem Green-IT-Aspekt, was in den nächsten Jahren ebenfalls an Relevanz gewinnen wird.

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