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Rust in der Cloud: Performance-Vergleich mit TypeScript und Java in AWS-Lambda

20.6.2024 | 6 Minuten Lesezeit

In diesem Artikel setzen wir Rust ein, um AWS-Lambda-Funktionen zu implementieren und vergleichen die Performance mit TypeScript (Node.js) und Java (JVM).

Rust ist momentan in aller Munde und wird für seine Performance, Effizienz und Speichersicherheit gefeiert. Unser Kollege Goetz hat in früheren Artikeln Rust bereits im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und den Einsatz in der Full Stack Web Entwicklung beschrieben. Spannend wird es daher, nun auch zu testen, wie sich Rust in der Cloud schlägt. Als konkretes Beispiel werden wir uns dafür AWS-Lambda ansehen.

Verschiedene Runtimes für AWS-Lambda

Die Serverless Funktionen von AWS können mit verschiedenen Runtimes ausgeführt werden. Häufig werden hier Sprachen eingesetzt, die den Einsatz einer virtuellen Maschine erfordern. TypeScript (bzw. JavaScript) ist eine beliebte Wahl, weil diese Sprache relativ leicht zu erlernen ist und von vielen beherrscht wird. Jedoch ist die Ausführung über Node.js relativ langsam, da der Code zur Laufzeit Zeile für Zeile interpretiert wird. Auch Java hat durch den Einsatz der JVM einen Overhead, der nicht zu vernachlässigen ist.

Dagegen wird Rust zu Maschinencode kompiliert und kann somit direkt ausgeführt werden. Zudem verwendet Rust keinen Garbage Collector. Es ist also spannend herauszufinden, welches Optimierungspotenzial Rust in diesem Umfeld bietet.

Bereitstellung und cargo lambda

Ein großer Vorteil bei dem Einsatz von TypeScript und dem AWS CDK ist, dass sämtlicher Code in TypeScript geschrieben werden kann und keine weitere Kompilierung vor dem Deploy notwendig ist. Demnach müsste mit Rust zunächst ein Kompilat erstellt werden, welches dann als Zip-Datei der Lambda zugewiesen wird. Glücklicherweise hat AWS mit cargo lambda ein Tool bereitgestellt, das das Deployment vereinfacht und die zusätzlichen Schritte unter einem einzelnen Command versteckt. Damit ist der zusätzliche Aufwand aus Sicht der Entwickler*innen überschaubar.

Speichergrößen

Für eine AWS-Lambda-Funktion lässt sich die zugewiesene Speichergröße einstellen. Je mehr Speicher wir zuweisen, desto teurer wird die Nutzung. Das Preismodell sieht vor, dass sowohl die Ausführungsdauer als auch die zugewiesene Speichergröße den Preis einer Ausführung bestimmen.

Ein wichtiger Zusammenhang darf jedoch nicht vergessen werden: AWS erhöht mit mehr Speicher auch die zugewiesenen virtuellen CPU-Ressourcen (siehe Dokumentation). Demnach kann es vorkommen, dass Funktionen mit mehr zugewiesenem Speicher günstiger ausfallen, wenn die zusätzliche CPU-Leistung die Ausführungsdauern erheblich reduziert.

Im Zusammenhang mit der speichereffizienten Arbeitsweise von Rust ist es daher auch sehr interessant, die entstehenden Kosten zu analysieren.

Benchmarking

Um die Performance der Sprachen miteinander zu vergleichen, haben wir verschiedene Funktionen in den jeweiligen Sprachen implementiert, mehrfach ausgeführt und dann in Form von Diagrammen ausgewertet. Um korrekte Daten zu erhalten, wurden die von AWS bereitgestellten CloudWatch-Logs herangezogen und die Metriken @duration und @maxMemoryUsed ausgewertet. Damit werden die Warm-Start-Dauern verglichen und die Initialisierungsdauern zunächst außer Acht gelassen. Für diese erfolgt weiter unten eine gesonderte Betrachtung.

Zunächst wurde eine klassische Hello-World-Funktion umgesetzt, die keine große Arbeit verrichtet, aber dennoch als Baseline dient.

Auch wenn wir hier von Bruchteilen von Millisekunden sprechen, ist es dennoch interessant zu sehen, dass sich die Ausführungsdauer von Rust deutlich von der von Node.js und Java abhebt.

Die Wahrheit ist aber auch, dass Hello-World-Funktionen nicht wirklich repräsentativ sind. Daher wird im Folgenden ein weiterer Benchmark durchgeführt, der auch die Kommunikation mit einem weiteren AWS-Service beinhaltet.


Die Lambda-Funktion fragt eine JSON-Datei aus einem S3-Bucket ab, die ein Array von Zahlenpaaren enthält. Auf Grundlage dieser wird innerhalb der Lambda-Funktion der rechenintensive k-Means-Algorithmus angewandt, der als Rückgabewert die ermittelten Clusterzentren zurückgibt.

Hier wird der Zusammenhang von Speichergröße und CPU-Leistung deutlich, wovon alle Runtimes profitieren. Auch bei dieser Funktion hebt sich Rust deutlich von den anderen ab und führt die Funktion schneller aus. Neben der Ausführungsdauer ist auch der verbrauchte Speicher interessant.

Rust bleibt konstant und unbeeindruckt von mehr verfügbarem Speicher, während Node.js und Java tendenziell mehr Speicher verwenden, wenn mehr Speicher zur Verfügung steht (insbesondere bei kleinen Speichergrößen). Insgesamt zeigt sich, dass Rust sehr viel speichereffizienter arbeitet.

Doch wie verhalten sich nun die Kosten? Dazu werden im nachfolgenden Diagramm die Kosten gegenübergestellt, wobei von 100.000.000 Ausführungen ausgegangen wird.

Es zeigt sich, dass Rust bereits mit weniger zugewiesenem Speicher die minimalen Kosten erreicht, was die effiziente Speichernutzung von Rust hervorhebt. Dahingegen erreicht Node.js das Kostenminimum erst mit mehr verfügbaren Speicher. Analog zur Ausführungsdauer sind die Kosten mit Rust deutlich reduziert.

Grenzen des Optimierungspotenzials

Trotz der positiven Ergebnisse gibt es für Rust auch Grenzen. Eine Umstellung auf Rust kann nur den Anteil einer Lambda-Funktion beschleunigen, der tatsächlich von der Programmiersprache beeinflusst wird. Wird die meiste Zeit für eine Datenbankabfrage benötigt, kann dieser Teil auch von Rust nicht beschleunigt werden. Dies wird deutlich bei der Implementierung einer Funktion, die im IoT-Umfeld zum Einsatz kommt. Diese fragt Daten aus einer Timestream-Datenbank ab, verpackt sie in ein kompaktes Array und gibt sie zurück.

Hier zeigt sich, dass Rust weder signifikant schneller noch langsamer als Node.js oder Java ist. Alle drei Implementierungen sind ungefähr gleich schnell. Dies liegt daran, dass die Datenbankabfrage selbst den mit Abstand größten (zeitlichen) Anteil an der Funktion innehat. Die Auswahl der Programmiersprache für die Lambda-Funktion hat auf diesen Teil keinen Einfluss, weswegen die Ergebnisse wenig überraschend sind. Es verdeutlicht aber, dass Rust nicht in allen Anwendungsfällen und ausnahmslos Optimierungspotenzial bietet. Das Optimierungspotenzial hängt immer vom genauen Funktionsablauf und den verwendeten Bibliotheken ab.

Cold-Start-Problematik

Ein bekanntes Problem im FaaS-Umfeld ist die sogenannte Cold-Start-Problematik. Bei der Ausführung von AWS-Lambda-Funktionen muss zunächst der zugehörige Code heruntergeladen und die Ausführungsumgebung gestartet werden. Erst dann wird der eigentliche Handler-Code ausgeführt. Diese Initialisierungsdauer fällt immer dann an, wenn keine warme Ausführungsumgebung zur Verfügung steht. Auch diese Initialisierungsdauer soll zwischen den drei Runtimes untersucht werden.

Dazu haben wir die genannten Funktionen erneut und als Cold-Start ausgeführt. Nachfolgend haben wir die Metrik @initDuration ausgewertet, die von CloudWatch bereitgestellt wird und nur jene Ausführungsdauer (in ms) beinhaltet, die zum Initialisieren benötigt wurde. Die tatsächliche Ausführungsdauer des Handler-Codes ist darin nicht enthalten.

FunktionRuntime128 MB768 MB1536 MB2304 MB3072 MB
Minimalfunktion node 138 138 140 140 139
java 430 433 427 353 335
rust 15 14 15 14 14
k-Means node 386 388 381 363 372
java 1443 1421 1420 1239 1189
rust 59 56 56 57 58
Timestream-Abfrage node 321 317 324 300 299
java 1674 1675 1642 1377 1347
rust 55 51 51 52 52

Es ist klar zu erkennen, dass die Initialisierungsdauern von Rust deutlich kürzer sind als jene von Node.js und Java. Insbesondere bei Java benötigt für die Initialisierung relativ lange, da hier die JVM gestartet werden muss.

Somit bietet Rust ein enormes Optimierungspotenzial hinsichtlich der Cold-Start-Problematik. Sind unsere Anwendungen zeitkritisch bzw. würden unter einem langen Cold-Start leiden, so kann sich der Einsatz von Rust lohnen.

Fazit

Wir konnten sehen, dass der Einsatz von Rust in AWS-Lambda-Funktionen mit erheblichen Vorteilen einhergeht. Die schnellere Ausführungsdauer und der effizientere Speicherverbrauch sorgen auch hinsichtlich der Kosten für eine Verbesserung. Das Ausmaß dieser Verbesserung ist aber maßgeblich von der genauen Funktion abhängig und kann nicht ganz allgemein beziffert werden. Zudem sind mit Rust deutlich verkürzte Cold-Start-Initialisierungsdauern festgestellt worden, sodass wir mit dem Einsatz von Rust insbesondere diesbezüglich profitieren.

Insgesamt ist es spannend zu sehen, was durch eine Umstellung möglich ist und dass es sich lohnen kann, über solche Optimierungen nachzudenken.

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