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Wenn die erhoffte Wirkung der API-Plattform ausbleibt

12.2.2025 | 6 Minuten Lesezeit

Viele Unternehmen setzen große Hoffnungen in API-Plattformen. Sie sollen Integrationen erleichtern, Wiederverwendung fördern und das Unternehmen technologisch zukunftssicher machen. Nach der Einführung scheint vieles auf einem guten Weg zu sein: Die Plattform ist etabliert, erste Projekte wurden erfolgreich umgesetzt und das Team rund um die API-Plattform baut Wissen auf. Doch nach einer gewissen Zeit zeigt sich ein wiederkehrendes Muster. Die Nachfrage nach neuen APIs nimmt ab, bestehende APIs werden kaum wiederverwendet und das API-Team wird zunehmend als Flaschenhals wahrgenommen. APIs entstehen meist erst dann, wenn sie unmittelbar für ein Projekt benötigt werden – oft unter Zeitdruck und ohne Blick auf eine langfristige Strategie.

In diesem Blog Post verwenden wir die Begriffe Integration und API und definieren sie dafür wie folgt:

Integration: bezeichnet die Verknüpfung verschiedener Systeme oder Anwendungen, um einen nahtlosen Datenaustausch zu automatisierte Prozesse zu ermöglichen.

API: ist eine definierte Schnittstelle, die es Anwendungen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren.

Das API-Team ist sich dieser Herausforderungen bewusst und versucht gegenzusteuern. Es werden Workshops organisiert, Best Practices definiert und Optimierungen der Plattform, wie z.B. die Entwicklung von Self-Service Funktionalitäten, angestoßen. Doch strukturelle Probleme lassen sich auf diese Weise nur schwer lösen. Solange Integrationen in einzelnen Projekten isoliert betrachtet werden und keine übergreifende API-Strategie existiert, bleibt die Plattform in ihrer Wirkung begrenzt. APIs entstehen und verschwinden, ohne dass sie langfristig einen Mehrwert bieten.

Warum die Bereitstellung von APIs nicht automatisch zu ihrer effektiven Nutzung führt

Was viele Organisationen unterschätzen: Der Aufbau einer API-Plattform ist nur der erste Schritt. Der eigentliche Mehrwert entsteht erst dann, wenn APIs nicht nur bereitgestellt, sondern auch aktiv genutzt und weiterentwickelt werden. Doch genau hier scheitern viele Organisationen. Die Gründe sind vielfältig: Oft fehlt eine übergeordnete API-Strategie, die eine konsistente und wiederverwendbare API-Landschaft fördert, andere Organisationen scheitern dagegen an der Umsetzung oder Kommunikation der Strategie.

Ein zentrales Problem ist, dass APIs oft als rein technische Notwendigkeit verstanden werden, nicht als Business-Enabler. Solange sie nur entwickelt werden, weil eine Schnittstelle auf die Schnelle gebraucht wird, fehlt die strategische Komponente. APIs entstehen sehr oft ausschließlich reaktiv im Rahmen eines bestimmten Projekts – als Mittel, um eine Integration schnell zum Laufen zu bringen. Dabei wird wenig darüber nachgedacht, ob eine API auch für andere Anwendungsfälle geeignet und damit wiederverwendbar sein könnte, sie langfristig erweiterbar ist oder einen nachhaltigen Mehrwert für das Unternehmen schafft.

Diese projektgetriebene Entwicklung führt dazu, dass APIs kaum über den unmittelbaren Anwendungsfall hinaus gedacht werden. Das Ergebnis ist eine Sammlung von punktuellen Integrationen zwischen genau zwei Systemen. Diese Integrationen erfüllen kurzfristig ihren Zweck, führen aber langfristig zu einer fragmentierten, schwer wartbaren Architektur.

Auch ist die Rolle des API-Teams ein Problem. Häufig wird es als reiner „Service Provider“ betrachtet, der Integrationen auf Zuruf entwickelt. Die Einbindung erfolgt oft erst spät im Projekt, wenn die grundlegenden Anforderungen bereits festgelegt sind und keine Möglichkeit mehr besteht, das API-Design hinsichtlich Wiederverwendung zu optimieren. Dadurch bleibt das API-Team auf die Umsetzung beschränkt und kann keinen strategischen Einfluss auf die API-Landschaft nehmen. Gleichzeitig fehlt es vielen Entwicklungsteams an einem tiefgehenden Verständnis für gutes API-Design, weil es keine systematische Unterstützung oder Enablement-Prozesse gibt.

Ein weiteres Problem ist die Wahrnehmung der Plattform selbst. Anstatt als Enabler für moderne Integration gesehen zu werden, wirkt sie auf viele Entwickler eher wie eine Vorgabe, die es zu erfüllen gilt. Die Technologie steht im Mittelpunkt, nicht der eigentliche Mehrwert von APIs. Statt die Plattform zu nutzen, um Integrationen nachhaltig zu verbessern, wird sie oft nur als Mittel zum Zweck zur punktuellen Integration eingesetzt. Das führt dazu, dass APIs entstehen, weil sie ad hoc gebraucht werden – nicht, weil sie als wertvolles Werkzeug zur Optimierung von Geschäftsprozessen verstanden werden.

Gleichzeitig sind API-Plattformen oft komplex und schwerfällig. Ohne größere Anpassungen werden nur wenige Standardfälle für Integrationen abgedeckt und der Automatisierungsgrad ist niedrig. Damit wirken sie auf Entwicklungsteams oft abschreckend und nicht gewinnbringend.

Auch API-Governance wird oft falsch verstanden. Zwar existieren in vielen Unternehmen technische Standards, doch es fehlen Metriken, um den tatsächlichen Nutzen und die Effektivität von APIs zu bewerten. Fragen wie „Wird eine API tatsächlich genutzt?“, „Wie lange dauert es, bis Entwicklungsteams sie erfolgreich einsetzen können?“ oder „Trägt die API in Zukunft dazu bei, Integrationsaufwände zu reduzieren?“ werden selten gestellt. Ohne diese Daten bleibt unklar, ob eine API wirklich einen Mehrwert liefert oder nur eine weitere technische Schnittstelle ist, die in Vergessenheit gerät.

Letztlich reicht es nicht aus, APIs einfach nur bereitzustellen. Sie müssen so gestaltet werden, dass sie langfristig Wert stiften, effizient nutzbar sind und strategisch zur Unternehmensarchitektur passen. Fehlt dieser Ansatz, bleibt eine API-Plattform ein gut gemeintes, aber wirkungsloses Werkzeug, das eher als Hürde denn als Enabler wahrgenommen wird.

API-Effektivität durch Team Topologies

Der Schlüssel zu effektiven APIs liegt nicht nur in der Technologie, sondern vor allem in der richtigen Organisationsstruktur. Unternehmen müssen den Wechsel von einer projektgetriebenen API-Entwicklung zu strategischen API-Produkten vollziehen. Hier bietet das Konzept der Team Topologies einen klaren Rahmen.

Die vier Teamtypen innerhalb von Team Topologies

Image taken from the book Team Topologies by Matthew Skelton and Manuel Pais, 2019. Used with permission.

Team Topologies definiert vier verschiedene Team-Typen, von denen drei im API-Kontext besondere Relevanz haben: Platform Team, Enabling Team und Stream-Aligned Teams.

Ein Platform Team bildet das Rückgrat der API-Plattform. Es stellt nicht nur die Infrastruktur bereit, sondern sorgt auch für eine gute Developer Experience, fördert die Wiederverwendbarkeit von APIs und bietet Self-Service-Funktionen mit hohem Automatisierungsgrad an. Anstatt sich auf Governance oder Tooling zu beschränken, sollte das Platform Team APIs gezielt nutzbar machen und eine API-Strategie mit messbaren Zielen entwickeln.

Ein Enabling Team unterstützt andere Teams dabei, APIs als Produkte zu denken. Es hilft Entwicklungsteams, Best Practices zu etablieren, Wiederverwendung zu fördern und APIs gezielt für eine breitere Nutzerbasis zu gestalten. Ohne eine solche Unterstützung bleibt API-Entwicklung oft isoliert und ineffektiv.

Die größte Veränderung entsteht jedoch in den Stream-Aligned Teams. Diese Teams verantworten ihre APIs eigenständig und entwickeln sie mit einem langfristigen Produktgedanken. APIs werden nicht mehr nur gebaut, um ein Projekt abzuschließen, sondern um nachhaltig Mehrwert zu schaffen. So entsteht echte API-Ownership, die sich direkt auf die Effektivität auswirkt. Wenn Teams die volle Verantwortung für ihre APIs übernehmen, denken sie über deren langfristige Nutzung, Erweiterbarkeit und Qualität nach. Dadurch entstehen besser durchdachte, wiederverwendbare und wirtschaftlich sinnvolle APIs.

Ein zentraler Vorteil, der durch Team Topologies realisiert wird, ist die Abkehr von isolierten Punkt-zu-Punkt-Integrationen hin zu strategisch geplanten API-Produkten. APIs müssen langfristig gedacht werden, mit einer klaren Roadmap und definierten Metriken zur Erfolgsmessung: Adoption Rate, Time-to-First-Success oder die Reusability Rate sind essentiell, um zu verstehen, ob eine API tatsächlich genutzt und wiederverwendet wird oder nur ein weiteres technisches Artefakt bleibt.

Fazit: API-Strategie entscheidet über den Erfolg

Eine API-Plattform allein reicht nicht aus, um nachhaltige Integrationserfolge zu erzielen. Entscheidend ist, dass APIs nicht nur bereitgestellt, sondern effektiv genutzt und weiterentwickelt werden. Ohne eine klar formulierte und umgesetzte Strategie bleibt eine API-Plattform eine technische Notwendigkeit, die genutzt wird, weil sie vorgeschrieben ist – mit der richtigen Teamstruktur wird sie hingegen zu einem echten Enabler für digitale Transformation. Der Wechsel von reiner API-Bereitstellung zu API-Effektivität erfordert mehr als gute Technologie. Es geht darum, APIs als wertvolle Assets zu betrachten und ihre Entwicklung so zu organisieren, dass sie langfristig einen echten Beitrag zur Unternehmensstrategie leisten. Wer möchte, dass eine API-Plattform in der Organisation ihre erhoffte Wirkung entfaltet, muss über Technologie hinausdenken – und das Zusammenspiel von Teams, Prozessen und Strategie in den Mittelpunkt stellen.

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